Vorarbeit
Zuerst habe ich diese Angabe für un-passend - zu meiner Geschichte gehalten - , aber da ich nun weiß, daß Janellus nicht nur schon 1546 zum kaiserlichen Troß gehörte, vgl. den Artikel HOMMEL, sondern mit Kaiser Karl 1529 in Pavia zusammengetroffen ist, passen sogar an die 25 Jahre Vor-Arbeit durchaus: 
Als Karl V. 1529 in Pavia war, interessierte er sich brennend für die astronomische Uhr des Giovanni de' Dondi aus Padua, die der Graf Giangaleazzo Visconti in seiner Bibliothek in Pavia augestellt hatte. Giovanni de' Dondi hatte zwischen 1348 und 1364 eine Art Planetarium - "astrarium" genannt - aus fein gearbeiteten Zahnrädern aus Messing hergestellt - und mit einem komplizierten Getriebe versehen - , das der mechanischen Darstellung des ptolemäischen Universums diente. Karl beauftragte damals den Janellus, die stark korrodierte Uhr wieder herzustellen. Als dies nicht gelang, gab Karl dem Janellus den Auftrag, eine ähnliche Uhr für ihn herzustellen. Es dauerte aber noch 25 Jahre, bis Janellus ein Zwischenresultat seiner Arbeit in Brüssel - durchaus (wie es scheint vom Ende her gesehen:) noch unfertig - präsentieren sollte | konnte. 

Janellus hat also mit Sicherheit schon vor seiner Beauftragung als Uhrenmeister Karls V. in San Yuste jahrelange"Vor-Arbeiten" für sein Werk geleistet, - im Dienste Karls 1546ff. dann durchaus noch zehn bis zwölf Jahre.



Darstellungen
In der Leichenrede des Erhard Cellius auf Philipp Apian heißt es, daß der Kaiser in seinem Feldlager und inmitten eines tobenden Krieges der Theorie der Sterne nachging und über die Gesetze der Himmelsbewegungen und deren Periodizitäten nachdachte. Kaum aber da er das Feldlager in der Nähe der Stadt aufgeschlagen hatte, ließ er Peter Apian zu sich rufen. Dieser führte dem Kaiser die von ihm verfertigte machina - die als Kreisscheiben dargestellten umlaufenden Sphären (orbes), die einzelnen Bewegungsformen der Planeten darstellend - sorgsam und im einzelnen vor. 

Im Feldlager vor Ingolstadt hatte Peter Apian damit die großartige Möglichkeit, die in seinem dem Kaiser gewidmeten Astronomicum Caesareum enthaltenen "Maschinen" selbst vorzuführen. Das Astronomicum enthält 21 dieser "Maschinen", d.s. astrolab-ähnliche Figuren, auf die drehbare Pappscheiben aufgesetzt sind, die den Sonnen- und Mondstand sowie die Bewegungen der einzelnen Planeten - oder auch z.B. den Wochentag eines beliebigen Datums ermitteln helfen - beschreiben sollen. 

Ein Beispiel, das die Mondstellungen mit Hilfe von vier Kreisscheiben - drei beweglich, eine fest - darzustellen in der Lage ist. (fol.22r).



Ingolstadt -|- Innsbruck
In der VITA spricht Walter Ghim von einem Brand einer Scheune bei Ingolstadt im Jahre 1546, während Mercator die Flammen bei Innsbruck - im Winter 1551/52 - die "mathematischen Gerätschaften" vernichten läßt. 
 
Der Lebensgeschichte des Johannes Hommel entnehme ich, daß literarische Zeugnisse des 17./18Jhs die Nachricht Walter Ghims übernehmen.


Stets, wenn der Kollege Kirmse kenntnisreich - zwischen 1992 bis 1994 - auf die Vernichtung der kaiserlichen Gerätschaften zu sprechen kam, galt ihm Ghims Aussage nichts; offenbar besaß er - wie er mir immer wieder auf mein Befragen versicherte - eine "Kopie des Briefes an Melanchton", in dem von Innsbruck die Rede sei, - aber bei meinem Bitten nach einer Kopie der Kopie zog er sich stets in sein Schneckenhaus des Ausschweigens zurück. 

Erst nach Dezember 1994 habe ich meine Suche nach dem uns vorliegenden Brief wieder aufgenommen: Ich war vorher der fehlerhaften Anführung des Briefes bei Ernst Zinner, Entstehung und Ausbreitung der copernicanischen Lehre, 2.A., hgg.u.erg.von Herbert M.Nobis u. Felix  Schmeidler, München 1988,aufgesessen. Auf Seite 229 zitiert Zinner den Brief Mercators und verweist auf seine Quelle: Joh.Voigt. Briefwechsel der berühmtesten Gelehrten des Zeitalters der Reformation mit Herzog Albrecht von Preußen, Königsberg 1841. Er schreibt: 

"Kaiser Karl unterstützte Peter Apian bei der Veröffentlichung des prächtigen Astronomicum Caesareum, das 1540 in Ingolstadt erschien und die Himmelsvorgänge nach ptolemäischer Art darstellte, und ließ sich 1546 von ihm ein kunstvolles Gerät zur Darstellung des scheinbaren Planetenlaufes durch kleine Räder vorführen. Später ließ er durch Jacob [richtig: Johannes] Hommel eine Kunstuhr mit Angabe der Stunden und des Laufes von Sonne, Mond und Sternen bauen. Auch Guilelmus Zelandinus verfertigte für ihn eine Kunstuhr zur Darstellung der Stunden, der Bewegung des Sternenhimmels und der Planeten. Von Gerhard Mercator kaufte er mehrere Globen und gab ihm den Auftrag, zur Kunstuhr des Giovanni Torriano eine faustgroße Erdkugel, eingeschlossen in eine gläserne Himmelskugel, zu liefern, wie Mercator am 23.Aug.1554 an Melanchton berichtete. Die Kugel sollte die Spitze von Torrianos Kunstuhr bilden, die mit mehr als 700 Rädern die Bewegung der 7 Planeten und der Sterne darstellte und Kalendertafeln enthielt."
Erst als ich vergeblich bei den Herausgebern angefragt hatte, begann ich die Suche erneut. Ich versuchte mich an der literarischen Produktion Voigts und stellte fest, daß Voigt im Jahre 1841 eine weitere Blütenlese von Briefen von und an Herzog Albrecht herausgegeben hatte, eben die zitierte. Nunmehr war es ein Leichtes in München fündig zu werden. 


nach Brüssel
Politisch war Karl V. 1552 am Ende: 
  • die Flucht zum Rhein ist ihm verstellt - Moritz von Sachsen vertreibt ihn aus Innsbruck - 
  • er weicht nach Villach aus - 
  • auf dem Heimweg nach Brüssel muß er die Belagerung von Metz aufgeben - 
  • nach Brüssel zu gelangen, ist sein erklärtes Ziel: 

  • am 16. Februar 1553 kommt er in nostro oppido Bruxellis Brabantiae an.


bestimmt
Ich habe an anderer Stelle darauf aufmerksam gemacht, daß diese Angaben sich auf den Erdglobus von 1541 beziehen. Bis 1569 hat es Korrekturen gegeben: Auf der Weltkarte liegt Corvo in 4° (Östlicher) Länge. 

Über die Konstruktionen zur Magnetpol-Lage äußere ich mich an anderer Stelle.



Ephemeriden
 
Die betreffenden Längenunterschiede betragen:
Quadratur 90°
Opposition
180°
Konjunktion
Trigon
120°
Sextil
60°


Johannes Werner (1468-1528)
Joannis Verneris Nurembergensis recens interpretamentum in primum librum Geographicae Cl. Ptolemaei, Nürnberg 1514
Werner benutzt hier als einer der ersten anstelle des Wortes "cosmographia" das Wort "geographia" und sagt, daß die Hauptaufgabe der "messenden Geographie" die Bestimmung der Entfernung je zweier Orte der Erde sei: huius autem inspectionis atque traditionis historia duplex est: geometria una : altera meteoroscopia. Ortslängen mißt er vom Meridian der Glückseligen Inseln aus.

Im 4.Kapitel seiner argumenta paraphrases et annotationes kommt die Idee der Längendifferenzbestimmung durch Mondfinsternisse vor: 

Wenn zwei verschiedene Beobachter die Mondfinsternis zeitgleich wahrnehmen, so befinden sie sich auf demselben Längengrad; 
beobachten sie die Finsternis zu verschiedenen Zeiten, läßt sich aus der Zeitdifferenz auf den Längenunterschied beider Beobachtungen schließen.
So behandelt Werner einen = "seinen" Fall dann auch wie folgt:
  • Am 18. Januar 1497 beobachtet man in Rom um 5h24', dagegen in Nürnberg um 4h52' den verfinsterten Mond. Die Längendifferenz Rom-Nürnberg beträgt ALSO - Regiomontan hatte sie mit 9° angegeben - , denn 
    • 360° : 8° = 24h : (5h24' - 4h52')


Unter heutigen Bedingungen erhalten wir Dl (Vatikan | Ortsmitte Nürnberg ) = 7°32'50''.

Die 6. und 7. Anmerkung beschäftigt sich mit der Methode der Monddistanzen.



der Grund
ist auch leicht nachvollziehbar, wenn man sich (großartige) zeitgenössische Planetenuhren vor Augen führt,die von mechanisch angetriebenen Himmelsgloben gekrönt wurden. Ein "astronomisches Gerät" - wie Gerhard Mercator es konzipiert hatte - war hier im wahren Sinne des Wortes "fehl am Platze":