Harmonia Macrocosmica
Dieser Atlas erschien als 11. Band des Großen
Atlas (1658) von Janssonius
in den Jahren 1660/1661 als Uranographia,
als Himmelsbeschreibung.
Sonne als Mittelpunkt
Die in der Planisphäre - im Original wie in den Nachbildern -
angebotene "Lösung“ des ägyptisch-chaldäischen "Konflikts“
der Anordnung der Planeten, verbunden mit der Sonnenzentrik von Merkur
und Venus, ist frappierend:
In der Planisphäre der Aratos-Kommentare kreisen
einerseits Merkur und Venus korrekt um die Sonne: Merkur ist der sonnennähere
Trabant, andererseits aber laufen beide auch auf Deferenten so um die Erde,
daß die chaldäisch-ciceronische Abfolge in der Planisphäre
präsent ist:
Erde-Mond-Merkur-Venus-Sonne-Mars-Jupiter-Saturn.
Ein Kompomiß ohnegleichen.
Die chaldäische Reihenfolge der Gestirne ist - wenn man
Venus und Merkur in die lineare Ordnung „einreiht“ - die folgende:
Erde Mond-Merkur-Venus-Sonne-Mars-Jupiter-Saturn.
Die Reihenfolge Mond-Venus-Merkus-Sonne wird selten diskutiert (Philo,
Theon,
Chaldicius):
Über die damit einhergehende mathematisch-astronomische Geometrisierung
später.
Kompromiß
... der von B.L. van der Waerden in seinem Buche Die
Astronomie der Griechen als "heliodynamisches
System“ bezeichnet wird (S.305).
Der norddeutsche Mathematiker und Astronom Nicolaus Reimarus Ursus
oder auch Nicolaus Reymers (1551-1600)
- ein Autodidakt im Lesen und Schreiben, in Latein, Griechisch und Französisch
- trat nach einer Landvermessertätigkeit in Diensten Rantzaus
(1526-1598)
in den Dienst des dänischen Edelmannes Erik Lange. Mit diesem
besuchte er 1584 zwei Wochen lang Tycho
Brahe. In ausgedehnten Gesprächen mit Tycho lernte er offenbar
dessen - damals noch nicht veröffentlichten - Weltentwurf des heliodynamischen
System kennen.
Als Reymers 1585 | 1586
Hauslehrer bei zwei pommerschen Adelsfamilien war, entwarf er sein
Modell eines heliodynamischen Weltsystems, daß dem des Tycho Brahe
zum Verwechseln ähnlich war:
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1596
beschuldigte Tycho Brahe in einem Briefwechsel mit dem Landgrafen
von Hessen-Kassel Reymers, ihm die Idee zu seinem Weltsystem 1584
beim Besuch auf der Insel Ven gestohlen zu haben. Brahe veröffentlichte
diese Anschuldigung im gleichen Jahr in seinen "Astronomischen Briefen".
Der resultierende heftige Streit zwischen Reymers und Brahe
entschied Brahe wegen seines großen Einflusses für sich. |
Es ist offensichtlich, daß Reimarus das Marsbahn-Problem
des Tycho nicht verstanden hatte.
ptolemäischen
copernicanischen
kreisen
De Witt (und andere Uranographen des 17.Jhs, z.B.
Cellarius)
zeigen - zutreffend dem Original von 1584/1588
folgend - die Erde im Mittelpunkt ihrer Brahe-Rekonstruktionen.
Rekonstruktionen, die - scheinbar - die Sonne in den Mittelpunkt des
Bildes bringen, mißachten Brahes Auffassungen.
Als ein Kennzeichen des Brahe-Originals ist dabei zu beachten,
daß bei Brahe die Sonnenbahn einzig und allein die Marsbahn
schneidet.
Im Weltbild Brahes bedeutet die Tatsache, daß die Bahnen
der "oberen Planeten“ auch die Erde einschließen, nicht, daß
Brahe
sie an die Erde anschließt, d.h. sie um Erde als Mittelpunkt (exzentrisch)
kreisen läßt. |
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Aber
So Ernst Zinner in seinem Copernicus-Buch
S.306.52
Vorbereitung
In seiner Chronologie macht Gerhard
Mercator auf ein Versehen des Copernicus bei der Berechnung der
Zwischenzeit zwischen seinen - des Copernicus - und den antiken
Beobachtungen aufmerksam.
Adolf Müller machte 1898
auf ein im Vatikan (Bibl.Vaticana Palat. III, 103) befindliches
Exemplar der Revolutionen des Copernicus
aufmerksam, auf dessen Titelblatt Pirmin Gasser - der Freund des
Rheticus
- die Beobachtung Gerhard Mercators festgehalten hat: Ab
observatione hac 21 anno Ptolemaei Philadelphi Regis Aegytiae usque ad
praesentem elapsos esse scribit annos 1768 Aegytiacos dies 200, 33', quae
efficiunt Julianicos 1767 dies 123,33'. Hic nonulli annum unum abundare
volunt ut est in reliquis observationibus. Vide Chronol. Gerardi
Mercatoris [160,161].
Ob Gerhard Mercator die Sternentafel f.46v
ff. der Revolutionen
benutzt hat, um die dort angeführten ekliptischen Koordinaten auf
äquatoriale umzurechnen, ist für mich noch nicht entschieden.
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