Peuerbach / Purbach
Arras
"So oft ich Seekarten betrachtete, Hochwürdigster
Bischof, mußte ich mich darüber wundern, wie es geschehen konnte,
daß die Schiffskurse, wenn die Distanz der Orte genau darauf abgesetzt
wurde, das eine Mal den Breitenunterschied größer machten, als
er in Wahrheit ist, das andere Mal dagegen kleiner, und oft auch mit dem
richtigen Breitenunterschied der fraglichen Orte zuusammentrafen. Da mich
dies seit längerem verwirrte, da ich sah, daß Seekarten, die
mir alle die beste Hilfe bei der Korrektur geographischer Irrtümer
leisten sollten - wie ich hoffte, ich aber sehen mußte, daß
sie meine Hoffnung nicht erfüllten, begann ich den Ursachen dieser
Mängel genauer nachzuforschen. Ich habe nun gefunden, daß diese
vornehmlich in der fehlenden Kenntnis der Eigentümlichkeit des Magneten
besteht. Das magnetisierte Zünglein zeigt nämlich nicht - wie
dies die Seefahrer und die Seekartenzeichner glauben - überall nach
einem und demselben Punkte, sondern es ändert seine Richtung
mit der Veränderung der geographischen Breite und Länge ...“
Argumentation (bzgl. des Nordpols)
"Wo dieser Punkt zu suchen ist, nach dem die
Magnetnadel so fleißig strebt, das will ich jetzt - so weit
ich vermag - Euer Hochwürden allgemein beschreiben. Zunächst
bestätigt die Erfahrung, daß die Magnetnadel [das nautische
Zünglein] an ein und demselben Ort nach ein und demselben Punkt vom
Himmelsnordpol abweicht. Am Himmel kann dieser Punkt also nicht gelegen
sein, denn da jeder Punkt am Himmel - mit Ausnahme des Himmelspoles - an
einer drehenden Bewegung teilhat, müßte die Nadel beim täglichen
Umschwung eines derartigen Punktes sich bald nach der einen, bald nach
der anderen Seite wenden, und somit wechselnde Deklinationen zeigen, was
der Erfahrung widerspricht. Demnach muß jener Punkt auf der fest
ruhenden Erde zu suchen sein.“
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